Beat Furrer

Biographie

Beat Furrer wurde 1954 in Schaffhausen geboren und erhielt an der dortigen Musikschule seine erste Ausbildung (Klavier). Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien, das er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper „Die Blinden“, seine zweite Oper „Narcissus“ wurde 1994 beim steirischen herbst an der Oper Graz uraufgeführt. 1996 war er „Composer in residence“ bei den Musikfestwochen Luzern. 2001 wurde das Musiktheater „Begehren“ in Graz uraufgeführt, 2003 die Oper „invocation“ in Zürich und 2005 das vielfach ausgezeichnete und gespielte Hörtheater „FAMA“ in Donaueschingen. Von 1991 bis 2023 war Furrer Ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Ende der 90er gründete er gemeinsam mit Ernst Kovacic „impuls“ als internationale Ensemble- und KomponistInnenakademie für zeitgenössische Musik in Graz. Eine Gastprofessur für Komposition nahm er 2006-2009 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt wahr. 2004 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien, seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2006 wurde er für „FAMA“ mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale Venedig ausgezeichnet. 2010 wurde sein Musiktheater „Wüstenbuch“ am Theater Basel uraufgeführt. 2014 erhielt er den großen österreichischen Staatspreis. Seine Oper „la bianca notte / die helle nacht“ nach Texten von Dino Campana wurde im Mai 2015 in Hamburg uraufgeführt. Im Januar 2019 wurde seine neue Oper „Violetter Schnee“ nach einem Libretto von Händl Klaus, basierend auf einer Vorlage von Vladimir Sorokin, an der Staatsoper Unter den Linden Berlin uraufgeführt.

Seit den 1980er Jahren hat Furrer ein breites Repertoire geschaffen, das von Solo und Kammermusik bis zu Werken für Ensemble, Chor, Orchester und Oper reicht.

Im August 2024 wurde er mit der Roche Commission im Rahmen des Lucern Festival ausgezeichnet. 2025 fand die Uraufführung der Oper „Das grosse Feuer“ (Text von Thomas Stangl nach dem Roman „Eisejuaz“ von Sara Gallardo) am Opernhaus Zürich statt sowie die Uraufführung seines zweiten Klavierkonzertes mit dem Orchestre de la Suisse Romande u.L.v. Jonathan Nott und Francesco Piemontesi am Klavier.

Beat Furrer hat den Ernst von Siemens Musikpreis 2018 erhalten, er ist Mitglied des von der Kulturstiftung des Bundes berufenen Kuratoriums für das Netzwerk Neue Musik.

  • 1954am 6. Dezember in Schaffhausen (Schweiz) geboren
    1960Klavierunterricht am Konservatorium Schaffhausen
    1975Übersiedlung nach Wien
    Studium in den Fächern Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien
    1984Preisträger des Kompositionswettbewerbs „Junge Generation in Europa“ (Köln, Venedig, Paris)
    1985Gründung des Klangforums Wien, künstlerischer Leiter bis Juli 1992
    1989Uraufführung der Oper „Die Blinden“ beim Festival Wien modern
    Preisträger des „Forums junger Komponisten“ in Köln
    1991–2023Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz
    1992Siemens-Stipendium
    1993Musikpreis der Stadt Duisburg
    1994Uraufführung der Oper „Narcissus“ im Rahmen des Steirischen Herbstes an der Grazer Oper
    1996Composer-in-residence bei den Luzerner Festwochen
    1999Uraufführung des Hörtheaters „Stimme allein“ an den Bühnen der Stadt Bonn
    2001Konzertante Uraufführung des Musiktheaters „BEGEHREN“ beim Steirischen Herbst Graz
    2003Szenische Uraufführung des Musiktheaters „BEGEHREN“ in Graz
    Uraufführung der Oper „Invocation“ an der Oper Zürich
    2004Preis der Stadt Wien für Musik 2003
    seit 2005 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, Sektion Musik
    2005Uraufführung des Hörtheaters „FAMA“ in einem eigens dafür konstruierten Klangraum bei den Donaueschinger Musiktagen
    2006Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen für „FAMA“ bei der Biennale Venedig
    2010Uraufführung des Musiktheaters „Wüstenbuch“ am Theater Basel
    2014Auszeichnung mit dem Großen österreichischen Staatspreis
    2015Uraufführung der Oper „la bianca notte/die helle nacht“ an der Hamburgischen Staatsoper
    2016/17Uraufführung von „intorno al bianco“ für Klarinette und Streichquartett durch das Klangforum Wien in Florenz, Britische und Estnische Erstaufführungen in Tallinn und Huddersfield. Britische Erstaufführung des Hörtheaters FAMA in London mit der London Sinfonietta unter Leitung des Komponisten.
    2018Ernst von Siemens Musikpreis 2018
    2024Roche Commission im Rahmen des Luzern Festivals
    2025Uraufführung der Oper "Das grosse Feuer" am Opernhaus Zürich
  • Primärtexte

    Beat Furrer, Zum „Narcissus-Fragment“, in: Nähe und Distanz. Nachgedachte Musik der Gegenwart, hrsg. von Wolfgang Gratzer, Bd. 2, Hofheim: Wolke 1997, S. 232–235.

    o. . [Beitrag zur Umfrage unter dem Titel Fortschritt, Avanciertheit, Avantgarde], in: Musik & Ästhetik 9 (2005), Heft 33, S. 74 .

    Musiktheater im Raum, in: Musik-Kulturen, hrsg. von Jörn Peter Hiekel, Saarbrücken: Pfau 2008 (= Darmstädter Diskurse 2), S. 161–166.

    Komponieren mit Sprache und Räumen, in: Neue Musik und andere Künste, hrsg. von Jörn Peter Hiekel, Mainz: Schott 2010, S. 298–304.


    Lexikonartikel

    Art. Beat Furrer, in: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich. Komponisten und Komponistinnen des 20. ahrhunderts, hrsg. von Bernhard Günther, Wien: music information center austria 1997, S. 449–452.

    Wolfgang Hofer, Reinhard Schulz, Art. Beat Furrer, in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Ludwig Finscher, Personenteil, Bd. 7, Kassel: Bärenreiter 2002 , Sp. ???

    Christian Scheib, Beat Furrer, in : Komponisten der Gegenwart, München: text+kritik 1992 f.

    Sigrid Wiesmann, Art. Beat Furrer, in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, London: MacMillan 2001.

  • Furrer 70 – Medienbox
    Klangforum Wien

    Narcissus-Fragment / Time out / A un moment de terre perdu / 1. Streichquartett
    Klangforum Wien, Dirigent Beat Furrer. Durian 096-2

    Die Blinden
    Oper nach Texten von Maurice Maeterlinck, Platon, Friedrich Hölderlin und Arthur Rimbaud
    Dirigent Beat Furrer. pan classics / 510 054

    Die Blinden
    Solisten, Klangforum Wien, Dirigent Beat Furrer. MGB 6150

    Narcissus
    Oper in sechs Szenen nach Ovids „Metamorphosen“
    Südfunk-Chor Stuttgart, Vokalensemble Nova, Dirigent Beat Furrer. Musikszene Schweiz / MGB CD 6143

    Face de la chaleur
    Ensemble Anton Webern, Dirigent Claudio Abbado. DG 437840-2

    still / presto con fuoco / nuun / poemas
    Klangforum Wien, Dirigenten Peter Eötvös, Sylvain Cambreling, Beat Furrer. Kairos / edel 1206

    Stimmen / Quartett
    Südfunk-Chor Stuttgart, Schlagquartett Köln. Kairos / edel 1220

    Stimmen / Quartett
    SWR-Vokalensemble Stuttgart, Schlagquartett Köln, Leitung Rupert Huber. Auf: Witten live! Konzertmitschnitte 1999. CD

    Stimmen / Face de la chaleur / Quartett / Dort ist das Meer
    Eva Furrer, Marino Formenti, Ernesto Molinari, Schlagquartett Köln, Wiener Konzertchor, RSO Wien. Kairos / edel 12272

    Aria / Solo / Gaspra
    Petra Hoffmann (Sopran), Lucas Fels (Violoncello), ensemble recherche. Kairos / edel 12322

    FAMA
    Isabelle Menke, Eva Furrer, Bernhard Zachhuber, Manfred Spitaler, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Klangforum Wien, Beat Furrer. Kairos / edel 12562
    außerdem: Neue Vocalsolisten Stuttgart, Klangforum Wien, Beat Furrer. col legno / COL 20612

    Konzert für Klavier und Orchester / spur / lotófagos I / invocation VI / FAMA VI / retour an dich
    Nicolas Hodges (Klavier), WDR Sinfonieorchester Köln, Leitung Peter Rundel, Petra Hoffmann (Sopran), Eva Furrer (Bassflöte), Kammerensemble neue musik berlin, Isabelle Menke (Stimme), Tora Augestad (Sopran), Uli Fussenegger (Kontrabass). Kairos 0012842KAI

    Begehren
    Petra Hoffmann (Sopran), Johann Leutgeb (Erzähler), Vokalensemble NOVA, ensemble recherche, Leitung Beat Furrer, Reinhild Hoffmann (Regie). Kairos 0012792KAI (DVD)

  • Eine geschlossene Gesellschaft: fünf Menschen in einem Haus, umgeben nur von Schnee. Sie sind ausgesetzt, auf ihre pure Existenz zurückgeworfen. Etwas ist passiert, doch haben sie dafür keine Sprache. Ihre Hölle ist die Ungewissheit. Ohne darüber reden zu können, was geschehen ist, was aus ihnen wird, befinden sie sich im freien Fall ins Unbekannte. Ihre Gespräche zeugen von einer absurden Belanglosigkeit, die alle Bedrohungsszenarien mit Geplapper überdeckt. Einzige Sicherheit ist der Schnee draußen, der zur fantastischen Projektionsfläche wird. Es gibt noch eine sechste Person, Tanja, die nur beschreibt, was sie sieht. Oder ist sie eine Phantasmagorie, die Erinnerung an eine Verstorbene?

    Ein Bild von Pieter Bruegel dem Älteren bebildert Idyll und Gefährdung zugleich: „Jäger im Schnee“ ist im Jahr 1565 gemalt, als sich in der sogenannten Kleinen Eiszeit in Mitteleuropa die Temperaturen verschoben und die Winter für einen existenziellen Überlebenskampf sorgten, kurz bevor an der Grenze zur Neuzeit ein Denker über das Licht der Vernunft schrieb. Bruegel zeichnet den Winter in vielen kleinen Geschichten, erzählt von der lebensfeindlichen Kälte: Im Zentrum eine Vogelfalle, in der mit Ködern die kleinen Tierchen angelockt werden, um sie zu erschlagen, oder er zeigt die Jäger, die bloß einen Fuchs erbeutet haben, oder das Haus mit dem brennenden Kamin, der gelöscht werden muss, um die schützende Hülle zu erhalten. Bruegel malt die Vogelperspektive, das Spiel im klirrenden Winter in seiner ganzen Ambivalenz, die Vergnügung beim Schlittschuhlauf, beim Stockschießen, die Leichtigkeit.

    Das Libretto zu Beat Furrers Oper „Violetter Schnee“ von Händl Klaus nach Vladimir Sorokin handelt von einem fantastischen Sturz ins Ungewisse. Furrers Komposition zieht den Hörer mit Vehemenz hinein in dieses Szenario: in ein Geschehen der totalen Wandlung, in das verblüffte Erleben von fünf Menschen, deren Welt sich in eine umfassende Fremdheit hineindreht. Ihr Verhalten mäandert zwischen Euphorie und Angstvision, Banalität und Vereinsamung. Am Schluss ein seltsames Licht, ein Mond, der Schnee leuchtet violett: Verheißung, Erlösung, Untergang?

    Silvia, Natascha, Jan, Peter und Jacques könnten Bestandteile des Bildes sein. Eingeschlossen in ein Haus, umgeben von unendlichen Schneemassen, reden sie über ihre eigentliche Situation hinweg, erzählen allenfalls von Träumen, die ihre Bedrohung spiegeln. Die Motive ihrer Erzählungen tauchen immer wieder auf: Peter etwa, der träumt, wie er machtlos erleben muss, dass er aus dem Eis gerettet wird, jedoch sein eingefrorener Körper zu schnell erwärmt wird, Silvia, in deren Bratsche während eines Konzerts eine Hornisse wächst, die das Instrument zum Brummen bringt, dann zerbersten lässt. Oder eine Kontemplation von Jacques über die „dunkle Materie“, fast humoristisch schwebend wie eine betrunkene Vision. „Der Zuhörer verhält sich wie der Betrachter des Bildes von Bruegel, das ein theatralischer Ort ist. Ihm bietet sich eine Situation dar, in der das Ganze in Einzelepisoden zerfällt, und doch setzen sich Dinge wie eine Geschichte zusammen. Jacques Arie über die dunkle Materie etwa kommt ganz leicht daher und spitzt sich dramatisch zu, doch auch da ist es kein apokalyptisches Szenario. Aber es geht ums Ganze, auch in dieser Arie, man könnte sie als Besoffenheit verstehen, aber natürlich steckt mehr dahinter, es ist immer doppelbödig.“ (Furrer) Es gerät ins Schwanken, was wirklich, was Vision ist. Jacques begegnet Tanja und sieht in ihr seine tote Frau. Ihre Geschichte bleibt im Dunkeln, ist suggestiv, kann sich im Kopf des Zuhörers zusammensetzen. Seine Sprache verändert sich in der Musikalisierung, der Klang nähert sich dem Sprechen, im untersten dynamischen Bereich, mikrotonale Schritte treten auf. „Er muss singen, wie man zu einem Vogel spricht“, heißt es in der Anweisung.

    „Die Musik erzählt den Zerfall dessen, was man gekannt, was man geliebt hat. Das entspricht dem auf einer anderen Ebene, was mit der seltsamen Sonne passiert, mit dem Licht. Es ist das Vertraute, das fremd geworden ist und uns existenziell in Frage stellt“, so Beat Furrer. Musikalisch vollzieht sich eine Tendenz zur immer mehr zersplitterten Klanglichkeit, zur immer schrofferen Kontrastierung, die Kontinuitäten zerbersten, fallen auseinander. Was im Prolog noch eine stetige, harmonisch-klangliche Entwicklung ist, wird immer mehr versetzt mit collagierten, geschnittenen Strukturen.

    Mit Wucht zieht von Beginn des Prologs an ein überbordend bewegliches Klangtotal in diesen Kosmos des Ungewissen. Aus zwei musikalischen Motiven entwickelt sich alles: zum einen das fortwährende Modulieren und Glissandieren der Harmonien, das später zu einem ständigen Verfärben der Stimme führt. Zum anderen die Schnitte, in denen Disparates aufeinanderprallt. Im letzten Ensemble vor der „violetten Vision“ gibt es nur noch Wortfetzen „fallen stürzen gehen …“

    Furrer: „Ich glaube, es ist wichtig, dass hier nicht ein apokalyptischer Tonfall herrscht, der klischeehaft besetzt und mit ganz bestimmten Bildern verbunden ist. Hier befinden wir uns in einem freien Fall, der zur Darstellung kommen soll. Das ist unbewohnt, in einer Menschheit, die entlassen wird in die kosmische Kälte, es ist wichtig, dass man wirklich friert, es ist wirklich kalt. Es geht um den Gang in unbekanntes Terrain, bei dem keiner weiß, was dann kommt.“

    Marie Luise Maintz
    (aus [t]akte 2/2018)

Aufführungen

Komponist VornameKomponist NachnameTitelDatumOrchesterDirigentOrtInfo
BeatFurrerBegehren03.12.2025Cantando Admont & Ensemble ÉcouteFernando Palomeque Paris (Salle Cortot)konzertant
Wolfgang AmadeusMozartMesse in c-Moll04.12.2025Bergen Philharmonic OrchestraMatthews HallsBergen (Grieghallen)
Christoph WillibaldGluckOrfeo ed Euridice 06.12.2025Guiliano Betta, Regie: Giuseppe SpotaGelsenkirchenPremiere
JonathanHarveyTranquil Abiding07.12.2025Gürzenich-Orchester KölnSakari OramoKöln (Philharmonie)
Wolfgang AmadeusMozartMitridate, Re di Ponto 07.12.2025Leo Hussain, Regie: Claus GuthFrankfurtPremiere
Georg FriedrichHändelAriodante09.12.2025Stefano Montanari, Regie: Jetske MijnssenLondon (Royal Opera House)Premiere
PhilippMaintzhaché für orgel solo, englouti für orgel solo09.12.2025Angela Metzger (Orgel)München (musica viva, Herkulessaal der Residenz)
Lubica CekovskáORNITHIC TALES for Woodwind Trio 11.12.2025Trio Aperto Brünn (Villa Löw-Beer)Uraufführung
GeorgeBenjaminConcerto for Orchestra12.12.2025Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksGeorge BenjaminMünchen (Residenz)
ClaudioMonteverdiL’incoronazione di Poppea12.12.2025Martin Schelhaas, Regie: Judith LebiezSchwerinPremiere
CharlesGounodFaust13.12.2025National Radio Choir, Radio Filharmonisch OrkestStéphane DenèveAmsterdam (Concertgebouw)
Peter I.TschaikowskySchwanensee14.12.2025Sinfonieorchester AachenChristopher WardAmsterdam (Concertgebouw)
GiselherKlebeAl Rovescio14.12.2025Ensemble EarquakeMerve KazokogluDetmold (Hochschule für Musik)
Wolfgang AmadeusMozartDon Giovanni 14.12.2025Francesco Corti, Regie: Tom GoossensGentPremiere
PhilippMaintzchoralvorspiel II (rorate cæli desuper) für orgel solo14.12.2025Andreas Sieling (Orgel)Berlin (Dom)Uraufführung
JacquesOffenbachLes contes d'Hoffmann16.12.2025Emmanuel Villaume, Regie: Damiano Michieletto LyonPremiere
GeorgesBizetCarmen17.12.2025Jordi Bernacer, Regie: Stephen MedcalfBari (Teatro Petruzzelli)Premiere
AntonBruckner8. Symphonie 18.12.2025Orquesta de la Comunitat ValencianaFabio LuisiValencia (Palau de Les Arts)
AndersHillborgPiano Concerto No. 218.12.2025Emanuel Ax (Klavier), Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksEsa-Pekka SalonenMünchen (Residenz)
HectorBerliozL’enfance du Christ19.12.2025Netherlands Radio Choir, Radio Filharmonisch OrkestEdward GardnerUtrecht (Tivoli)
Wolfgang AmadeusMozartCosì fan tutte20.12.2025Basil H. E. Coleman, Regie: UltzPassauPremiere
GuidoMasanetzIn Frisco ist der Teufel los21.12.2025Kai Tietje, Szenisches Arrangement: Martin G. BergerBerlin (Komische Oper, Schillertheater)Premiere
PhilippMaintzchoralvorspiel XIX (wie schön leucht’ uns der morgenstern) für orgel22.12.2025Max Carsley (Orgel)Salisbury (Cathedral)auch 23.12.
Georg FriedrichHändelDas Alexanderfest oder Die Macht der Musik31.12.2025Heinrich-Schütz Ensemble, Barockorchester St. MartinEckhard ManzKassel (Martinskirche)
AntonBruckner4. Symphonie 08.01.2026Wiener SymphonikerPhilippe JordanWien (Konzerthaus)
AntonBruckner5. Symphonie11.01.2026Sächsische StaatskapelleHerbert BlomstedtDresden (Semperoper)
L’ubicaCekovskaToy Procession15.01.2026Slovenská filharmóniaJuraj ValcuhaBratislava (Philharmonie)Slowak. Erstauff., auch 16.1.
BohuslavMartinuRhapsody-Concerto15.01.2026Antoine Tamestit (Viola), Antwerp Symphony OrchestraJonathan BloxhamGent (De Bijloke)
CharlotteSeitherNever real, always true für Akkordeon solo15.01.2026Margit Kern (Akkordeon)Berlin (Heimathafen Neukölln, Ultraschall Festival)
Christoph WillibaldGluckOrfeo ed Euridice 16.01.2026Ensemble Concerto MünchenJordi FrancésTeneriffa (Auditorio)konzertant
Georg FriedrichHändelGiulio Cesare in Egitto17.01.2026Carlo Benedetto Cimento, Regie: Chiara Osella, Carlo MassariSalzburg (Landestheater)Premiere
JulesMassenetWerther19.01.2026Raphael Pichon, Regie: Ted HuffmanParis (Opéra Comique)Premiere
MiroslavSrnkaEmojis, Likes and Ringtones, Overheating for ensemble20.01.2026Ensemble ModernMichael WendebergFrankfurt (Oper)
BeatFurrerIra-Arca für Bassflöte und Kontrabass20.01.2026Kammerensemble Neue Musik Berlin Berlin (Konzerthaus)
AntonBruckner7. Symphonie 22.01.2026Borusan Istanbul Philharmonic OrchestraChristoph EschenbachIstanbul (Lütfi Kirdar ICEC)
Peter I.TschaikowskySchwanensee22.01.2026Nicola Giuliani, Choreographie: Jean-Sébastien ColauPalermo (Teatro Massimo)Premiere
Ludwig vanBeethovenMusik zu Goethes Trauerspiel Egmont22.01.2026Kammerorchester BaselGiovanni AntoniniOlten (Stadttheater)weitere Termine
Christoph WillibaldGluckOrfeo ed Euridice 23.01.2026Fabio Biondi, Regie: Shirin NeshatParmaPremiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Zauberflöte 23.01.2026Philharmonia Chor Wien, Mozarteumorchester SalzburgRoberto González-MonjasSalzburg (Mozartwoche, Haus für Salzburg)
PhilippMaintzder zerfall einer illusion in farbige scherben für orchester mit obligatem akkordeon 23.01.2026Sinfonietta R?gaNormunds Sn?Riga (Liela Aula)Lettische Erstaufführung
Jean-PhilippeRameauPlatée 24.01.2026Nicholas Kok, Regie: Anja KühnholdHagenPremiere
Andreas N.TarkmannDer Mistkäfer25.01.2026Clara-Schumann-Philharmoniker Dionysis PantisPlauen (Vogtlandtheater)
Peter I.TschaikowskyEugen Onegin26.01.2026Case Scaglione, Regie: Ralph FiennesParis (Opéra National)Premiere
HectorBerliozBenvenuto Cellini28.01.2026Alain Altinoglu, Regie: Thaddeus StrassbergerBrüsselPremiere
Andreas N.Tarkmann Nils Holgersson28.01.2026Cottbus (Staatstheater)
AntonBruckner4. Symphonie 29.01.2026Jenaer PhilharmonieMario VenzagoJena (Volkshaus)
Wolfgang AmadeusMozartDon Giovanni 30.01.2026Maximilian Otto, Regie: Dennis KraußChemnitzPremiere
Wolfgang AmadeusMozartLa clemenza di Tito 30.01.2026Kirill Karabits, Regie: Jean-Philippe Clarac & Olivier Deloeuil (le Lab)NizzaPremiere
AntonínDvorákDie Geisterbraut30.01.2026Opernchor, Hofer SymphonikerPeter KattermannHofPremiere, konzertant
Wolfgang AmadeusMozartRequiem31.01.2026Ivan Demidov, Choreographie: Peter ChuAugsburg (Martini-Park)Premiere
EngelbertHumperdinckKönigskinder31.01.2026Kenichiro Kojima, Regie: Lars ScheibnerNeustrelitzPremiere
JulesMassenetWerther31.01.2026Markus Merkel, Regie: Markus DietzeKoblenzPremiere
JacquesOffenbachLes Contes d'Hoffmann31.01.2026Takahiro Nagasaki, Regie: Philipp HimmelmannLübeckPremiere
Georg FriedrichHändelOrlando 02.02.2026Capella CracoviensisThibault NoallyKrakau (ICE)
AntonBruckner3. Symphonie 05.02.2026Neubrandenburger PhilharmonieMarcus BoschNeubrandenburg (Konzertkirche)weitere Termine
Christoph WillibaldGluckOrfeo ed Euridice 05.02.2026Attilio Cremonesi, Regie: Carolin Pienkos, Cornelius Obonya KlagenfurtPremiere
HectorBerliozL’enfance du Christ06.02.2026Orquestra de la Comunitat ValencianaMark ElderCastellón (Auditorio y Palacio de Congresos)
MiroslavSrnkaSuperorganisms06.02.2026Ensemble Modern, hr-SinfonieorchesterSylvain CambrelingFrankfurt (cresc… Biennale für aktuelle Musik)
Georg FriedrichHändelGiulio Cesare in Egitto07.02.2026Basil H.E. Coleman, Regie: Stephen MedcalfPassauPremiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Entführung aus dem Serail 07.02.2026Jochem Hochstenbach, Regie: Holger PotockiTrierPremiere
GeorgesBizetCarmen07.02.2026Keri-Lynn Wilson, Regie: Calixto BieitoParis (Opéra Bastille)Premiere
Peter I.TschaikowskyEugen Onegin07.02.2026Christopher Ward, Regie: Verena StoiberAachenPremiere
AntonBruckner9. Symphonie 13.02.2026Sächsische StaatskapelleDaniele GattiDresden (Semperoper)
MatthiasPintscherVerzeichnete Spur13.02.2026Mannes School of MusicDavid FulmerNew York (New School Tishman Auditorium)
Wolfgang AmadeusMozartDon Giovanni 14.02.2026Daniele Squeo, Regie: Christoph DammannKaiserslauternPremiere
Wolfgang AmadeusMozartIdomeneo 14.02.2026Gerrit Prießnitz, Regie: Henry MasonInnsbruck (Tiroler Landestheater) Premiere
EricCoatesCalling All Workers15.02.2026Jenaer PhilharmonieDaniel SpawJena (Volkshaus)
Pietro Mascagni /Ruggero LeoncavalloCavalleria Rusticana/Pagliacci15.02.2026Alma Deutscher, Regie: Shawna LuceySan José (California Theatre)Premiere
Andreas N.Tarkmann König Karotte18.02.2026Cottbus (Staatstheater)
AntonBruckner8. Symphonie19.02.2026Philharmonia OrchestraDonald RunniclesLondon (Royal Festival Hall)
GeorgesBizetLes Pêcheurs de Perles20.02.2026David Stern, Regie: N.N.Palm Beach (Kravis Center)Premiere
ThomasAdèsViolin Concerto20.02.2026Leila Josefowicz (Violine), Tonhalle OrchesterPierre-André ValadeZürich (Tonhalle)
Georg FriedrichHändelTamerlano20.02.2026René Jacobs, Regie: Kobie van RensburgKarlsruhe (Internationale Händel-Festspiele) Premiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Zauberflöte20.02.2026St. Louis Symphony OrchestraStéphane DenèveSt. Louis (Powell Hall)konzertant
BedrichSmetanaMein Vaterland22.02.2026Staatsorchester StuttgartDennis Russel DaviesStuttgart (Liederhalle)
Georg FriedrichHändelGiulio Cesare in Egitto28.02.2026Marc Minkowski, Regie: Vincent BoussardValencia (Palau de les Arts)Premiere
GeorgeBenjaminWritten on Skin01.03.2026Erik Nielsen, Regie: Tatjana GürbacaFrankfurtPremiere
Georg FriedrichHändelRinaldo 02.03.2026Les Arts FlorissantsPaul AgnewParis (Philharmonie)konzertant
Andreas N.TarkmannDer Mistkäfer03.03.2026Philharmonisches Staatsorchester MainzMainz weitere Termine
JosephHaydnDie Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz07.03.2026Ensemble ResonanzRiccardo MinasiAmsterdam (Concertgebouw)auch 8.5. Hamburg
Peter I.TschaikowskySchwanensee07.03.2026Gerrit Prießnitz, Choreographie: Marcel LeemannInnsbruck (Tiroler Landestheater) Premiere
Wolfgang AmadeusMozartAscanio in Alba 10.03.2026Les Talens LyriquesChristophe RoussetWien (Theater an der Wien)weitere Termine
Wolfgang AmadeusMozartIdomeneo 10.03.2026Enrico Onofri, Regie: Calixto BieitoBrüsselPremiere
Georg FriedrichHändelGiulio Cesare in Egitto11.03.2026Gianluca Capuano, Regie: Davide LivermoreZürich Premiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Zauberflöte 13.03.2026Laurent Brack, Regie: Ned GrujicCourbevoie (LabOpéra Hauts-de-Seine)Premiere
Christoph WillibaldGluckDie Lieben der Berenice14.03.2026Andreas Spering, Choreographie: Anton Lachky LuzernPremiere
Christoph WillibaldGluckOrfeo ed Euridice 14.03.2026Lorenz Höß, Regie: Inga SchulteKoblenz (Theaterzelt)Premiere
ClaudioMonteverdiL’incoronazione di Poppea14.03.2026Takahiro Nagasaki, Regie: Johannes PölzgutterLübeckPremiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Zauberflöte 14.03.2026Gabriel Venzago, Regie: Dominik WilgenbusMainzPremiere
Christoph WillibaldGluckIphigénie en Tauride 14.03.2026André de Ridder, Regie: Caterina CianfariniFreiburgPremiere
AntonBruckner4. Symphonie16.03.2026Orchestre de l'Opéra national de ParisMarek JanowskiParis (Opéra National)
Georg FriedrichHändelAci, Galatea e Polifemo20.03.2026Orchester Opernhaus ZürichPhilippe JarousskyZürichkonzertant
Wolfgang AmadeusMozartLa finta giardiniera21.03.2026Christopher Schumann, Regie: Brigitte FassbaenderNürnbergPremiere
Georg FriedrichHändelAlcina21.03.2026Andreas Kowalewitz, Regie: Manuel SchmittRegensburgPremiere
Andreas N.TarkmannKönig Karotte 22.03.2026Thilo Prothmann (Sprecher), Jenaer PhilharmonieMagdalena KleinJena (Volksbad)
Wolfgang AmadeusMozartLa finta giardiniera24.03.2026Chloé Dufresne, Regie: Julie DelilleParis (Opéra National)
Wolfgang AmadeusMozartDon Giovanni 27.03.2026David Behnke, Regie: Mascha PörzgenGreifswald (Stadthalle)Premiere
Georg FriedrichHändelBelshazzar28.03.2026George Petrou, Regie: Herbert FritschBerlin (Komische Oper)Premiere
ClaudioMonteverdi L'Incoronazione di Poppea28.03.2026Sebastiaan Eben van Yperen, Regie: André BückerAugsburg (Martini-Park)Premiere
HectorBerliozGrande messe des morts02.04.2026Helsinki Music Centre Choir, Finnish Radio Symphony OrchestraNicholas CollonHelsinki (Music Centre)
Georg FriedrichHändelIl Trionfo del Tempo e del Disinganno07.04.2026Gianluca Capuano, Regie: Robert CarsenRom (Teatro Costanzi)Premiere
DieterAmmannThe Piano Concerto (Gran Toccata) 10.04.2026Orli Shaham (Klavier), National Taiwan Symphony OrchestraDavid RobertsonKaohsiung (Weiwuying International Music Festival)Taiwanesische Erstaufführung
EngelbertHumperdinckKönigskinder11.04.2026Jochem Hochstenbach, Regie: Eike EckerTrierPremiere
Jean-PhilippeRameauCastor et Pollux11.04.2026Bernhard Forck, Regie: Nanine LinningGrazPremiere
AntonBruckner4. Symphonie16.04.2026GewandhausorchesterHerbert BlomstedtLeipzig (Gewandhaus)
DieterAmmannLe réseau des reprises pour grand ensemble 16.04.2026Weiwuying Contemporary Music EnsembleJean-Philippe WurtzKaohsiung (Weiwuying International Music Festival)Taiwanesische Erstaufführung
MatthiasPintscherTransir17.04.2026Emmanuel Pahud (Flöte), Orchestre Philharmonique de Radio FranceMatthias PintscherParis (Maison de la Radio et de la Musique)
Wolfgang AmadeusMozartCosì fan tutte17.04.2026Federico Maria Sardelli, Regie: Mario MartoneCagliariPremiere
Georg FriedrichHändelMessiah17.04.2026Patrick Summers, Regie: Robert WilsonHouston (Wortham Theatre)Premiere
L’ubicaCekovskaDorian Gray18.04.2026Dieter Klug, Regie: Heiko HenschelAnnaberg-BuchholzPremiere
DieterAmmannpRESTo sOSTINAto for ensemble 18.04.2026Weiwuying Contemporary Music EnsembleJean-Philippe WurtzKaohsiung (Weiwuying International Music Festival)Taiwanesische Erstaufführung
Christoph WillibaldGluckOrphée et Euridice22.04.2026Nicole Paiement, Regie: Amanda TestiniVictoria (Pacific Opera)Premiere
BeatFurrerPiano Concerto No. 224.04.2026Francesco Piemontesi (Klavier), Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksEnno PoppeMünchen (Residenz)
Wolfgang AmadeusMozartCosì fan tutte24.04.2026Emily Senturia, Regie: Haley StamatsMadison (Overture Hall)Premiere
ClaudioMonteverdiL’incoronazione di Poppea26.04.2026Lars Ulrik Mortensen, Regie: Christoph MarthalerKopenhagen (Det Kongelige Teater)Premiere
Wolfgang AmadeusMozartLa clemenza di Tito 26.04.2026Marc Minkowski, Regie: Damiano MichielettoZürichPremiere
Beat FurrerStudie IV für Klavier solo 28.04.2026Filippo Gorini (Klavier)Mailand (Teatro alla Scala)Italienische Erstaufführung
Andreas N.TarkmannWesendonck-Lieder 30.04.2026Alicja Bukowska (Mezzosopran), Elbland Philharmonie SachsenHermes HelfrichtPirna (Marienkirche)
GeorgesBizetCarmen01.05.2026Lorenzo Passerini, Regie: Nadja LoschkyDresdenPremiere
Wolfgang AmadeusMozartCosì fan tutte02.05.2026Yi-Chen Lin, Regie: Barbara-David BrüeschSt. GallenPremiere
ClaudioMonteverdiL'Orfeo02.05.2026Jörg Halubek, Regie: Markus BotheSchwetzingen (Schwetzinger SWR Festspiele, Schlosstheater)Premiere
AntonBruckner7. Symphonie 05.05.2026Wiener SymphonikerMarie JacquotWien (Konzerthaus)
Christoph WillibaldGluckOrphée et Euridice05.05.2026Edward Ananian Cooper, Regie: Pierre-André WeitzLimogesPremiere
Christoph WillibaldGluckParide ed Helena07.05.2026Akademie für Alte MusikMichael HofstetterAugsburg (Internationale Gluck-Opern-Festspiele)konzertant, weitere Termine
Peter I.TschaikowskySchwanensee08.05.2026Svetoslav Borisov, Choreographie: Stefano GiannettiDessauPremiere
Wolfgang AmadeusMozartIdomeneo 09.05.2026Julia Jones, Regie: Robert CarsenKopenhagen (Det Kongelige Teater)Premiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Zauberflöte 09.05.2026Gregor Bühl, Regie: Nora KrahlGelsenkirchenPremiere
HectorBerliozLa damnation de Faust10.05.2026Orchester Opernhaus ZürichYves AbelZürichkonzertant
PhilippMaintzmaintenant. pas encore. plus jamais. zweites streichquartett15.05.2026Quator DiotimaLinz (festival 4020, Brucknerhaus)Österr. Erstaufführung
Ludwig vanBeethovenFidelio16.05.2026The Cleveland OrchestraFranz Welser-MöstCleveland (Mandel Concert Hall)konzertant
EmmanuelChabrierL’Etoile17.05.2026Nicolas Kruger, Regie: Matthew EberhardtEindhoven (Parktheater)Premiere
Winfried Zillig: Rosse /Ruggero Leoncavallo: Pagliacci17.05.2026Mark Rohde, Regie: Roman HovenbitzerWürzburg (Theaterfabrik Blaue Halle)Premiere
GeorgesBizetLe Docteur Miracle17.05.2026Anton Legkii, Regie: Claudia PlaßwichMannheimPremiere
JulesMassenetWerther20.05.2026Lorenzo Passerini, Regie: Willy DeckerNeapelPremiere
HectorBerliozGrande messe des morts22.05.2026Paris Opera Choeurs et OrchestrePhilippe JordanParis (Philharmonie)
Wolfgang AmadeusMozartCosì fan tutte22.05.2026Dietger Holm, Regie: Magdalena FuchsbergerHeidelbergPremiere
HectorBerliozGrande messe des morts22.05.2026Orchestre et chœur Opéra National de ParisPhilippe JordanParis (Philharmonie)
AntonBruckner4. Symphonie 24.05.2026Bamberger SymphonikerJakub HrusaBamberg (Kirche St. Michael)
GeorgesBizetCarmen29.05.2026Keren Kagarlitsky, Regie: Wim VandekeybusAntwerpenPremiere
FrankMartin Messe für zwei vierstimmige Chöre a cappella30.05.2026Vocal ensembles ardent and suppléments musicauxPatrick Secchiari, Moritz AchermannBern (Église francaise)auch 31.5.
BohuslavMartinuZweimal Alexander02.06.2026Irene Delgado-Jiménez, Regie: Anna BernreitnerWien (Theater an der Wien)Premiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Entführung aus dem Serail 03.06.2026Laurence Equilbey, Regie: Florent SiaudParis (Théâtre des Champs-Elysées)Premiere
Wolfgang AmadeusMozartLa clemenza di Tito09.06.2026Les Talens LyriquesChristophe RoussetHampshire (The Grange Festival) konzertant
Georg FriedrichHändelAlcina12.06.2026Claudio Novati, Regie: Felix SchrödingerDetmold Premiere
Georg FriedrichHändelIl trionfo del Tempo e del Disinganno13.06.2026Simone De Felice, Regie: Katharina KasteningFrankfurt (Bockenheimer Depot)Premiere
Wolfgang AmadeusMozartCosì fan tutte17.06.2026Leo Mc Fall, Regie: Marie-Ève SigneyroleWiesbadenPremiere
Wolfgang AmadeusMozartDie Zauberflöte 18.06.2026Janis Liepins, Regie: Cordula Däuper MannheimPremiere
Pietro Mascagni /Ruggero LeoncavalloCavalleria Rusticana/Pagliacci19.06.2026Gábor Hontvári, Regie: Benjamin PrinsSondershausen (Schloss)Premiere
AntonínDvorákRusalka19.06.2026Royal Liverpool Philharmonic OrchestraDomingo HindoyanLiverpool (Philharmonic Hall)konzertant
ThomasAdèsKlavierkonzert24.06.2026Kirill Gerstein (Klavier), Tonhalle OrchesterThomas AdèsZürich (Tonhalle)
Wolfgang AmadeusMozartDie Entführung aus dem Serail 27.06.2026Thomas Guggeis, Regie: Andrea MosesBerlin (Staatsoper Unter den Linden)Premiere
Wolfgang AmadeusMozartIdomeneo 04.07.2026Felix Pätzold, Regie: Immo KaramanKielPremiere
GiselherKlebeMignon07.07.2026Detmolder KammerorchesterStanley DoddsDetmold (Hochschule für Musik)

Werke








































  •  


    Auf Anfrage / In Vorbereitung

    spazio immergente II
    für 2 x 16 Stimmen und 2 Schlagzeuger. Text von Lukrez (lateinisch) aus De rerum natura (2015). BA 11077, in Vorbereitung / ca. 25 Minuten
    Uraufführung am 6. Februar 2016 in Stuttgart (Eclat): SWR Vokalensemble, Franz Bach, Daniel Hilger (Schlagzeug), Christoph Grund (Klavier), Leitung: Marcus Creed

    Herbst
    für zwei gemischte Chöre a cappella. Text von Lukrez (lateinisch) aus De rerum natura (2015), in Vorbereitung. / ca. 5 Minuten
    Uraufführung am 2. Oktober 2015 in Dortmund (Chor.com): SWR Vokalensemble, Leitung: Ruper Huber











  •  


    Auf Anfrage / In Vorbereitung

    Ira-Arca
    für Bassflöte und Kontrabass (2012). ca. 15 Minuten. BA 11044, in Vorbereitung
    Uraufführung am 3. November 2012 in Wien: Eva Furrer (Bassflöte) und Uli Fussenegger (Kontrabass)

    In’s Offene
    für Saxophon, Klavier und Schlagzeug (2022), ca. 15 Minuten. BA 11483, in Vorbereitung
    Uraufführung 8. Mai 2022 Witten: Trio Accanto – Marcus Weiss (Saxophon), Nicolas Hodges (Klavier), Christian Dierstein (Schlagzeug)

    Klavierquartett
    (2020) ca. 20 Minuten. BA 11442, in Vorbereitung
    Uraufführung 7. Mai 2022, Wien: Trio infernale, Anton Gerzenberg







  •  


    In Vorbereitung

    Kaleidoscopic memories
    für Kontrabass und Elektronik, BA 11078, in Vorbereitung
    Uraufführung 8. Juni 2016 Paris (IRCAM, „Manifeste“): Uli Fussenegger (Kontrabass)

    angelus descendens
    für Orgel solo. BA11431, in Vorbereitung.
    Uraufführung 5.6.2022 Kassel (St. Martin, BRANDNEU – Internationaler Orgelsommer), Bernhard Haas (Orgel)

  • Universal Edition, Wien

    1982
    Frau Nachtigall für Vc

    1983
    Ensemble für 4 Klar, 2 Klav, Vib, Marimbaphon

    1984
    Poemas für MezS, Git, Klav und Marimba
    Sinfonia per archi für Streichorchester
    1. Streichquartett
    Tiro mis tristes redes für Orchester
    Und irgendwo fern, so fern für 2 Klav

    1985
    Duo für 2 Vc
    Illuminations für Sopran und Kammerensemble
    Trio für Fl, Ob oder Sax und Klar
    Music for Mallets für Xylorimba, Marimba und Vibraphon

    1985/86
    Dort ist das Meer – Nachts steig‘ ich hinab für Chor und Orchester
    Wie diese Stimmen für 2 Vc

    1986
    Retour an Dich für V, Vc und Klav
    Chiaroscuro für großes Orchester (1983/1986)
    Voicelessness. The Snow has no Voice für Klav
    … y a una canción desesperada für 3 Git

    1987
    In der Stille des Hauses wohnt ein Ton für Kammerensemble

    1987/88
    Ultimi cori für 4st gemChor und 3 Schlagzeugspieler

    1988
    Epilog für 3 Vc
    Gaspra für Ensemble
    Risonanze für Orchester in 3 Gruppen
    2. Streichquartett

    1989
    Die Blinden. Kammeroper in einem Akt nach Texten von M. Maeterlinck, Platon, F. Hölderlin und A. Rimbaud

    1989/90
    Studie – Übermalung für Orchester

    1990
    a un moment de terre perdu für Ensemble

    1991
    Aer für Klav, Klar und Vc
    Face de la chaleur für Fl, Klar, Klav und in vier Gruppen geteiltes Orchester
    Für Alfred Schlee. Für Streichquartett
    Schleedoyer I. Werke für Streichquartett

    1992
    Madrigal für Orchester

    1993
    Cold, calm and moving für Fl, Hfe, V, Va und Vc
    Lied für V und Klav
    Narcissus-Fragment für 26 Spieler und 2 Sprecher

    1994
    Narcissus. Oper in sechs Szenen nach Ovids „Metamorphosen“ (1992/1994)

    1995
    Quartett für 4 Schlagzeuger
    Time out 1 für Fl, Hfe und Str (4 V, 2 Va, 2 Vc)

    1995/96
    Time out 2 für Fl, Hfe und Str (4 V, 2 Va, 2 Vc)
    Nuun für 2 Klav und Ensemble (26 Spieler)

Porträt

Das Drama des Hörens

Wer Beat Furrers Musik kennen lernen möchte, sollte sich unmittelbar zum Ausgangspunkt seiner klanglichen Fantasie begeben: zu dem dramatischen Moment, in dem Ungeheuerliches passiert. Den Kern seines Schaffens bildet das Musiktheater – zuletzt „Wüstenbuch“ (Uraufführung Basel 2010), zuvor „FAMA“ (Donaueschingen 2005), „invocation“ (Zürich 2003) und „Begehren“ (Graz 2003) sowie von „Narcissus“ (Graz 1994) und „Die Blinden“ (Wien 1989). Um das dramatische Werk gruppiert sich eng verzahnt die Arbeit im instrumentalen Bereich. Die bezwingende Kraft von Beat Furrers Kompositionen resultiert aus der Präzision und Konsequenz, mit denen er musikalische Chiffren für jene elementaren Konstellationen schafft, die im Zentrum des Dramas stehen.

Beat Furrers musiktheatralische Werke machen unerhörte Begebenheiten hörend erlebbar. Der ungeheuerliche Augenblick, der Moment des Umschlags einer Handlung ist Initiale und Gravitationsfeld für Klang und Struktur: Die Oper „Invocation“ nimmt ihren Ausgangspunkt bei einem Schrei, der in die Klavierstunde eines Kindes hinein schneidet und einen Mord kundtut. In „FAMA“ ist es die Bedrängnis einer jungen Frau, die gezwungen wird, sich zu prostituieren, um die Schulden ihres Vaters zu begleichen. In der Vorlage, Schnitzlers Novelle Fräulein Else, kulminiert das Geschehen in einem beispiellosen Eclat, in dem sich Else vergiftet und vor einer Hotelgesellschaft entblößt. Im Zentrum seines ersten Musiktheaterwerks, „Die Blinden“ nach Maeterlinck, steht der schockartige Moment der Erkenntnis, dass der einzig Sehende, ihr Führer tot in ihrer Mitte liegt. „Narcissus“ geht an der Unerreichbarkeit des utopischen Bilds im Spiegel zugrunde.

Der komponierte Blick zurück: Begehren
In „Begehren“ ist dieser Moment Orpheus’ Aufstieg aus dem Hades, dem Reich des Schattens, und sein schicksalhaftes Umwenden. Die erste Szene setzt das Rauschen, den Zischlaut von „Schatten“, in instrumentalen und vokalen Klang um, ein komplexes Kollektiv von Orchester und Chor vollzieht die Bewegung des Aufsteigens in übereinander geschichteten, klanglich von dunkel zu hell transformierenden aufsteigenden Linien, die rotierend in den Raum projiziert werden. Die festgebannte Erinnerung „Und wandte mich um“, schneidet als Zäsur in dieses Geschehen, wird mehrmals wiederholt. Mehrere Text- und Sprachschichten sind präsent: neben Der Untröstliche von Pavese die Erzählungen von Ovid und Vergil. Der Klang generiert sich aus der Körperlichkeit der verschiedenen Sprachen sowie der Spannweite zwischen Sprechen und Singen. Die Pole werden von den beiden Hauptfiguren ER (gesprochen) und SIE (gesungen) verkörpert, deren Klanglichkeit sich nur in einer – geflüsterten – Szene begegnet. Die Unüberwindbarkeit der Trennung durch den Tod wird im Begehren nicht aufgehoben: SIE formuliert das Fazit: „Ich kann zu Dir sprechen als wärst du hier und liegt doch die Nacht zwischen uns … Trennung unübersteigbar endgültiger mit jeder Stunde…“

Beat Furrer komponiert die Vorstellung der auf einen Moment komprimierten Erzählung in einer komplexen musikalischen Matrix. Deren Bestandteile werden übereinander gelagert und durch Filter präsentiert oder ausgeblendet, sie wird also gleichsam in den Raum und in die Zeit projiziert. Es entsteht eine dramatische Konzeption der Gleichzeitigkeit, die Furrer aus dem Erzählen im Rückblick entwickelt. In der Erinnerung ist eine Geschichte komplett, mit Entwicklung und Konsequenz präsent, entsprechend ist in der Anfangsszene von Begehren schon das ganze Drama musikalisch enthalten.

Seit Instrumentalwerken wie „nuun“ (für zwei Klaviere und Ensemble, 1996) und „still“ (für Ensemble, 1998) entwickelte Beat Furrer dieses Verfahren. In „Begehren“ brachte er es erstmals mit dem Musiktheater in Verbindung. Instrumentalwerke wie „andere stimmen“ für Violine und Orchester 2003 und „PHAOS“ für Orchester (2006) arbeiten die Materialien weiter aus.

Das Drama des Hörens: FAMA
Eine Metapher für die Existenz des Komponisten ist das Hören der Fama, jener mythischen Figur, deren Haus „ganz aus tönendem Erz“ ist und von Ovid „mit überwältigender Sinnlichkeit“ beschrieben wird: „überall hallt es, wirft die Klänge zurück und wiederholt, was es hört“. Der Komponist, so Beat Furrer, geht durch diese Welt und versucht, hörend die Geschehnisse zu begreifen und ihren Klang zu analysieren. Geschichten wie die von Orpheus, von Narcissus, von Else, von Anne sind solche, die im Haus der Fama widerklingen können.

Die theatralische Vorstellung von einem Ort, an dem sich Geschichten verknüpfen, wurde in Beat Furrers Hörtheater „FAMA“ zum Ausgangspunkt für eine Architektur, die zugleich Hörraum (Auditorium) und Bühne ist: Ein Kubus aus beweglichen, reflektierenden oder absorbierenden Flächen um den Hörer herum ermöglicht es, die Präsenz der Klänge, also die Nähe und Ferne, das Innen und Außen zu thematisieren. Stimme und Sprache einer Schauspielerin treten in Relation zum Instrumental- und gesungenen Vokalklang in einem Raum, der nach und nach zum Innenraum der Hauptfigur wird. Textmaterial ist Schnitzlers Novelle Fräulein Else, ergänzt durch Lukrez und Carlo Emilio Gadda. Das rastlose Selbstgespräch der Else ist ein Menschenschicksal, das im Haus der Fama widerhallt – als Schrei, als verzweifeltes Geflüster, als atemloses Gestammel. Zwischen der Entrückung im Traum und bedrängter Gegenwärtigkeit oszilliert diese Figur, die nur Gedanke, Sprache ist. Else ist in die feine Welt eines Hotels in den Dolomiten geschickt worden. Sie hat ein verzweifelt nüchternes Gespür dafür, welchen Weg ihr diese Gesellschaft vorzeichnet, in der Frauen an das Perlenhalsband gelegt werden: „Wenn ich einmal heirate, werde ich es wahrscheinlich billiger tun“ – die Ehe ist nur eine andere Form von Prostitution. Else soll Geld für den verschuldeten Vater auftreiben. Der Gönner verlangt einen Preis, der sie in die Selbstzerstörung treibt, ein weiteres „Opfer auf dem Altar einer Welt der totalen Verdinglichung“ (Furrer). – „Wie merkwürdig meine Stimme klingt“ – der Stimme und ihren wechselnden Klanglichkeiten wird im Verlauf des Stücks immer näher gerückt, bis hin zur Großaufnahme und der klanglichen Vereinigung mit dem Instrumentalklang – und schließlich dem Verlust der Stimme: Fama mündet in ein instrumentales Nachbeben, das der Katastrophe folgt.

„Das Drama ist bereits passiert“ – es kann nur der Moment des Unfassbaren rekapituliert werden. Beat Furrers Stücke sind keine Erzählungen, sie geben keinen Handlungsfaden wieder, sondern packen ihre Geschichten im Kern des kathartischen Moments, umkreisen ihn schlaglichtartig durch Szenen, die Aspekte der Geschehnisse auffächern – von der fernen Utopie bis zur bedrängenden Gegenwärtigkeit: Gestaltete Überzeitlichkeit, die ins Heute zielt.

Auf der Suche nach dem Fremden: Wüstenbuch
In seinem sechsten Musiktheater „Wüstenbuch“ findet dieses gleichzeitig Anwesende allen Geschehens, man könnte auch sagen: Ewige, das Beat Furrer im Übereinanderlegen von Schichten komponiert, einen extremen Assoziationsraum. In Wüstenbuch wird die Konfrontation mit der umfassenden Fremdheit, Leere, Isolation, Zeit- und Geschichtslosigkeit, der Todesnähe zum dramatischen Konzept. Die Wüste als Ort des Nichts ist zugleich Projektionsfläche, voll von Geschichte. Beat Furrer nähert sich in „Wüstenbuch“ der Vorstellung von einem Drama ohne Handlung, einer Szenerie puren, zuständlichen Seins. Angesichts dieses ortlosen Orts ist der Mensch auf sich selbst zurück geworfen. In seinem Musiktheater lässt Beat Furrer eine Dramaturgie kulminieren, die jenes Verharren in einem Zustand mit Geschichte auflädt.

Ausgangspunkt für Furrers Arbeit an „Wüstenbuch“ waren altägyptische Texte, auf die der Ägyptologe Jan Assmann den Komponisten aufmerksam machte. In das Werk eingeflossen ist schließlich das „Gespräch eines Mannes mit seinem Ba“, der berühmte Papyrus Berlin 3024. Die diesseitige Seele, Ba, die den Menschen zu Lebzeiten begleitet und ihn im Tod verlässt, diskutiert mit ihrem „Ich“, das in größter Verzweiflung von seiner Einsamkeit berichtet, und versöhnt es mit der Vorstellung vom Tod. Die Angst vor dem Vergessen ließ jene Hochkultur entstehen, deren Monumente heute noch für uns sichtbar sind – das Reich des Todes, von den Ägyptern auf der westlichen Seite des Nils angesiedelt. Auch dies ist eine Projektion von Geschichte: Die Wüste ist voll davon, von Wegmarken untergegangener Kulturen.

In „Wüstenbuch“ wird die Erzählung einer Reise in die Wüste aus verschiedenen Textschichten zusammengesetzt: Szenen aus Ingeborg Bachmanns gleichnamigem Fragment sind mit einem Text und Szenario von Händl Klaus verschränkt, hinzu treten antike Texte von Lukrez, Apuleius, der Papyrus Berlin 3024 und Lyrik von Antonio Machado und Jose Angel Valente. Ingeborg Bachmann stellte in einem Wüstenbuch betitelten Konvolut Szenen einer 1964 unternommenen Reise nach Ägypten zusammen und plante, diese mit Eindrücken aus der Großstadtwüste Berlins zu verschränken. In weiteren Fassungen werden die Erlebnisse immer wieder neu ausgearbeitet, sind Teil ihres großen Romanprojekts Todesarten. Darin werden die „Fälle“ von Frauen aufgerollt, die im scheinbaren Schutz einer Ehe oder Beziehung von ihren Partnern zerstört werden. Motive aus den Fragment gebliebenen Projekten flossen in ihren Roman Malina ein.

„Auf der Suche nach dem Fremden, das es eigentlich nicht mehr gibt“, so umreißt Beat Furrer das Thema von „Wüstenbuch“. „Der Nächste ist der Fremde, der neben Dir wohnt. Aber den Fremden im Sinne von einem Bewohner des anderen Raumes gibt es nicht mehr. Die Wüste ist der Zerfall dieser Struktur, der Nicht-Ort. Der Ort wird aufgelöst durch das ständige Reisen heute. Für diese Ortlosigkeit ist die Wüste eine Metapher, für die Auflösung sozialer Strukturen. Es war schon bei den Alten so, dass sie den Nicht-Ort, den Tod, auf der anderen Seite des Nils in der Wüste gesehen haben. Für uns ist es das absolute Vergessen sozialer Verantwortung und Strukturen, die Zerstörung des Raumes. … Immer wieder die Versuche, sich zu erinnern. In dieser Wüste gibt es einige Fragmente einer vergangenen stabilen Kultur, die diese Raserei und Geschwindigkeit noch nicht gekannt hat. Das sind nur noch Fragmente, die wir versuchen zu entziffern. Die Protagonisten versuchen, etwas zu entziffern, zu lesen, was nicht mehr lesbar ist.“

Als eine Art inneres Szenario von „Wüstenbuch“ kann man eine Reise in zwölf Etappen sehen. Menschen auf der Suche nach dem Fremden, nach den Ursprüngen der Kultur, begegnen den Fantasmen der Vergangenheit. Die Komposition vollzieht sich als eine Entwicklung hin zum äußersten Vergessen: Sie gipfelt im Ausgesetztsein in der Wüste und dem Verlust jeglicher Erinnerung und im Zerfall des Identitätsgefühls. Das Subjekt ist ausgelöscht, Teil eines abstrakten Kosmos, in dem physikalische Teilchen einen Tanz von Anziehung und Abstoßung vollziehen. Im Abgesang scheint die ferne Utopie von einem bloßen Miteinander, Menschsein auf.

Doppelgängerfiguren, Phantome gehören zum Personal von „Wüstenbuch“, musikalisch thematisiert im Spannungsfeld von Gesangs- und Sprechstimme. Eines der zentralen musikalischen Themen des Musiktheaters ist die Durchdringung von Musik und gesprochener Sprache. Zum einen lässt die Partitur offene Stellen für Sprechtexte, zum anderen wird Sprechen in musikalische Struktur verwandelt. Die Begegnungen mit der Stimme, die Wahrnehmung der eigenen Stimme als Fremdes über das Gehör, die Auslöschung der Stimme durch die Sprache sind Spielarten dieser Durchdringung. Musikalischer Prozess ist eine Entwicklung vom Gesprochenen und dem instrumentierten Gesungenen, also der Abwesenheit der Stimme, über die Kombination vielfältiger vokaler Formen bis hin zum reinen solistischen Gesang.

Mit dem Bild der Reise in die Wüste verbindet sich eine formale Prozessualität. Doch die Szenen wirken wie Fenster, die sich auf ein Geschehen öffnen. Zeit, das Nacheinander von Ereignissen wird gleichsam verräumlicht erlebbar. Furrers Arbeitsweise der größten Offenheit bis zur szenischen Präsentation, in der ein Konzept immer weiter gedacht und geformt wird – der Textfassung, Kompilation, Komposition und bis hin zur szenischen Fassung – ermöglicht es, Entscheidungen auch dem Prozess der Inszenierung vorzubehalten.

Drama und Entwicklung
Die Geschichte von Furrers Komponieren führt nach „Wüstenbuch“ zu einer Zäsur: Seine „Studie für Klavier“ (2011) und „Enigma V“ für Chor a cappella (2012) sind Arbeiten über das Entstehen von Prozessualität. Das Nacheinander von Ein- und Ausatmen wird in „Ira – Arca“ für Bassflöte/Flöte und Kontrabass (2012) titelgebend. Und auch in „linea dell’orizzonte“ für Ensemble (2012) wird der Prozess der Annäherung und Polarisierung von Klangtexturen komponiert. Gestalt und Abbild, Wiederholung und Verzerrung sind die musikalischen Themen dieser Werkgruppe ab 2011. Ein musikalisches Prinzip wird mit einem gedanklichen Inhalt konnotiert: „Das Phänomen des Verdoppelns, aber auch des Verzerrens in einem Schattenbild hat mich interessiert, und resultierend aus einem Ineinanderschneiden von Stimmen das Entstehen von Prozesshaftem“ formuliert er im Hinblick auf sein Chorwerk „Enigma V“, in dessen Text von Leonardo da Vinci es um Erscheinungen von Schatten und Abbildern geht. Letztlich werden als zwei Prinzipe die regelmäßige Wiederholung und die Verzerrung bzw. das espressivo gegeneinandergestellt. „Man wird Formen und Gestalten von Menschen und Tieren sehen, welche eben diesen Tieren und Menschen folgen, wohin sie immer fliehen werden“ heißt es bei Leonardo. Inhalt wird Technik, wird Struktur, weiterentwickelt von Werk zu Werk.

Marie Luise Maintz

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