Deutscher Musikeditionspreis – Best Edition

Jedes Jahr vergibt eine unabhängige Jury im Auftrag des Deutschen Musikverlegerverbandes die Auszeichnung „Best Edition“. Mit ihr werden Noten und Musikbücher deutscher Musikerverlage prämiert, die in Inhalt und Ausstattung herausragende Qualität beweisen. Neben der Würdigung von Verlagen, Autoren, Herausgebern und Grafikern hat es sich „Best Edition“ zum Ziel gesetzt, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die musikverlegerische Qualität in Deutschland zu erweitern.

Seit Einführung des Preises wurde der Bärenreiter-Verlag in jedem Jahr ausgezeichnet, zum Teil mit mehreren Preisen.

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    Die romantische Vorstellung vom Werk, das Komponist:innen in unumstößlicher, eigenhändig abgesicherter Form aus der Hand geben, wurde (und wird) wird vor allem vom Opernbetrieb immer wieder ad absurdum geführt. Nach dem Belieben der Theaterdirektoren und Sänger:innen wurde gekürzt und erweitert, Theatertraditionen und Publikumsusancen haben schon manches ehrgeiziges Werk mit gnadenlosem Pragmatismus zurechtgestutzt.

    Besonders ehrgeizig geriet der Plan des knapp 40-jährigen Charles Gounod, Goethes Faust zusammen mit den Librettisten Jules Barbier und Michel Carré in eine französische Oper zu verwandeln. „Faust hört nicht auf, mein Herz zu rühren“, so fasste Gounod seine Begeisterung für Goethes Drama zusammen, die auch die Komposition trug. Allerdings wurde die Oper in einem Prolog und vier Akten, die für das Pariser Théâtre-Italien mit Dialogen versehen war, schon während der Proben heftig zusammengestrichen und im Ablauf verändert; nach der Uraufführung am 19. März 1859 nahm Gounod weitere Änderungen vor, verzichtete aber nicht auf die Dialoge, die erst in der endgültigen Fassung vollständig durch Rezitative ersetzt wurden. Diese bekannte Version erschien 2016 als Neuausgabe in der Reihe „L’Opéra Français“ beim Bärenreiter-Verlag, der jetzt in derselben Reihe mit der Urfassung und den kurze Zeit später erfolgten Umarbeitungen (2. Fassung in fünf Akten) des Faust nachlegte. Damit kann man erstmals ein Hauptwerk der französischen Romantik in seinen verschiedenen, hochinteressanten Entwicklungsstadien nachvollziehen – wobei man auf Erfahrungen mit der Wiederaufführung der Urfassung im Jahr von Gounods 200. Geburtstag (2018) durch den Dirigienten Christophe Rousset mit anschließender CD-Produktion zurückgreifen konnte.

    Der Herausgeber Paul Prévost muss in seinem auf Französisch, Englisch und Deutsch vorgelegten Vorwort der Partitur einräumen, dass es auch ihm nicht gelungen ist, alle Materialien der Erst- und Zweitfassung aufzutreiben – bedingt durch Verluste, drastische Kürzungen oder sonstige Umarbeitungen. Viele bekannte Nummern unterscheiden sich von der bekannten Fassung nur durch Details der Orchestrierung, aber es gibt auch etliche Neuentdeckungen, die hier erstmals veröffentlicht werden: etwa das Terzett zwischen Faust, Wagner und Siebel, das Duett Valentin-Marguerite, Méphistophélès‘ Arie „Maître Scarabée“ (später ersetzt durch die bekannte „Ronde du veau d’or“) oder den Hexenchor „Un deux et trois“. Eine Besonderheit sind sieben Melodramen die für die Ausgabe in der Orchestrierung ergänzt wurden.

    Die Ausgabe bietet zugleich eine wissenschaftliche Rekonstruktion und ein (vorbildlich gedrucktes und lesbares) Aufführungsmaterial mit Partitur, Klavierauszug und Orchesterstimmen. Das Libretto ist in der Synopse der beiden französischen Versionen (ohne Übersetzung) abgedruckt; in der Partitur werden erste und zweite Fassung zusammengeführt, wobei der Herkunft klar erkennbar bleibt (ein Anhang enthält Varianten und ausgeschiedene Nummern).

    Damit wird einerseits das Theaterrepertoire – das sich freilich mit Dialogfassungen wegen der Sprachprobleme immer etwas schwer tut – um einen neuen und frischen Blick auf Gounods Faust bereichert. Andererseits lässt sich anhand der Partitur und des Kritischen Berichts der Charakter des Bühnenwerks als „Manövriermasse“ der zeitgenössischen Aufführungspraxis faszinierend nachvollziehen.

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    Begründung der Jury:

    Der tschechische Komponist Bohuslav Martinů (1890-1959) gilt als einer der fruchtbarsten und vielseitigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Pünktlich zu seinem 125. Geburtstag sind die ersten beiden Bände einer wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgabe erschienen, die der Bärenreiter-Verlag mit rund 100 Bänden  großzügig angelegt hat. Sie fußt auf den akribischen Forschungen des Prager Martinů-Instituts. Die Jury würdigt die hohe wissenschaftliche und verlegerischen Leistung dieser Edition, die Martinůs Werke in allen Fassungen und Bearbeitungen sowie neu entdeckte und bislang unveröffentlichte Kompositionen zugänglich macht.

    So enthält die prachtvoll aufgemachte Ausgabe des 1958 in Basel uraufgeführten Oratoriums „The Epic of Gilgamesh“ nicht nur ein ausführliches Vorwort mit Auszügen des Briefwechsels zwischen Martinů und dem Auftraggeber Paul Sacher, sondern auch aussagekräftige Manuskriptseiten und als Fußnoten gedruckte Alternativfassungen verschiedener Passagen. All das ermöglicht einen umfassenden Einblick in den  Enstehungsprozess des Werkes, dessen erste Aufführungen in Basel und bei den Wiener Festwochen zu den
    größten Erfolgen des Komponisten gehörten.


     

    Begründung der Jury

    Während Rossinis zweitletzte Oper in Ländern außerhalb Frankreichs wenig bekannt ist, war sie nach der Uraufführung 1828 lange ein Repertoirestück an der Pariser Oper – trotz ihres komischen Librettos von Eugène Scribe, das an der Opéra eigentlich keinen Platz hatte. Es war bekannt, dass Rossini für sein einziges auf Französisch komponiertes Musiktheater Material aus der Krönungsoper Il viaggio a Reims wiederverwertet hatte. Doch die fehlerhafte Ausgabe von Eugène Troupenas aus dem Uraufführungsjahr hatte Substanz und Proportionen so verwässert, dass die musikdramatischen Qualitäten dieses „Spätwerks“ kaum angemessen zur Geltung kamen. Im Rahmen der von Philip Gossett betreuten Auswahledition der Rossini-Werke bei Bärenreiter hat Damien Colas jetzt die fällige Rekonstruktion des ursprünglichen Materials in einer aufwändigen Neuausgabe vorgelegt, die bereits 2011 vom Zürcher Opernhaus auf ihre Bühnentauglichkeit erprobt wurde. Nach zeitgenössischen Quellen (autograf sind nur Fragmente überliefert) wurde die Partitur korrigiert und um wiederaufgefundene Partien ergänzt; Skizzen und Varianten sind im Anhang publiziert. Ein ausführlicher Kommentarband rundet das wissenschaftliche Großunternehmen ab.


     

    Begründung der Jury

    Der vorliegende erste Band der neuen Reihe OPERA zeichnet sich durch eine hohe wissenschaftliche wie verlegerische Leistung aus. Dem Notentext, in bester Bärenreiter-Qualität hervorragend wiedergegeben, ist ein (englisches, deutsches und italienisches) Vorwort vorangestellt, in dem die historischen und ästhetisch höchst bemerkenswerten Belange dieser heute nur noch dem Titel nach bekannten Oper ausführlich erläutert werden. Außerdem wird schlüssig begründet, warum eine kritische Ausgabe des (bislang ungedruckten) Werkes von Wichtigkeit für Wissenschaft und Kulturbetrieb ist. Besonders hervorzuheben sind die auf einem (4,2 GB starken) USB-Stick beigefügten elektronischen Zusätze, die in Form der mittlerweile mehrfach ausgezeichneten Edirom open source music edition (systemübergreifend) präsentiert werden. Darin sind vielfältige, erhellende Kommentare enthalten, vor allem aber werden sämtliche verfügbaren relevanten Quellen in übersichtlicher und variantenreicher Form zugänglich gemacht, darunter die autographe Partitur, die Dirigierpartitur, das gedruckte Libretto und vieles mehr. Eine editionstechnisch bedeutende und innovative Ausgabe, die die Jury einhellig für preiswürdig hält.


     

    Begründung der Jury

    Einer der wichtigsten Opernkomponisten des 17. Jahrhunderts wird endlich in wissenschaftlich verlässlichen Ausgaben zugänglich gemacht. Die hervorragende Ausstattung des ersten Bandes macht neugierig auf die weiteren Ausgaben!


     

    Begründung der Jury

    Eine längst überfällige Ausgabe und gerade für die praktische Aufführung besonders zu loben. Sorgfältig editiertes, gut lesbares Material mit wichtigen Quellenangaben in der Dirigentenpartitur. Eine ungewöhnlich gute Publikation des Werkes.


     

    Begründung der Jury

    Die hervorragend gebundene und broschierte Notenausgabe ist sowohl für die Praxis als auch für die Wissenschaft von großem Nutzen. Der wertige Einband und der gute Druck runden die gute verlegerische Leistung ab. Hervorzuheben ist zudem, dass mit dieser Notenausgabe die Chance besteht, eine neue Aufmerksamkeit auf die französische Oper, eine wichtige Werkgattung des 19. Jahrhunderts, zu lenken.


     

    Begründung der Jury

    Die vorliegende Ausgabe besticht durch ihren Detailreichtum in der graphischen Gestaltung. Erstmals sind die Kopisten des Komponisten in dieser Ausführlichkeit und Sorgfalt aufgeführt. Eine editorische Leistung, die mit dem Musikeditionspreis belohnt wird.


     

    Begründung der Jury

    Der Preis würdigt die besondere Aufmachung dieses Werkes im speziellen wie auch der Schubert-Gesamtausgabe. Die Ausgabe ist ein herausragendes Beispiel drucktechnischer Qualität wie verlegerischer Sorgfalt.

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    Begründung der Jury

    Die „Symphonie fantastique“ Hector Berlioz’ ist eines der bedeutendsten Werke der Sinfonik nach Beethoven und der musikalischen Romantik. Mit ihr begründete Berlioz die Programmmusik, erweiterte das klassische Orchester und erfand Instrumentationstechniken, die weit in die Zukunft vorauswiesen, auf Richard Strauss zum Beispiel. In fünf Sätzen erzählt diese Sinfonie eine „Episode aus dem Leben eines Künstlers“, der unglücklich verliebt ist, im Drogenrausch glaubt, seine Geliebte ermordet zu haben und dafür hingerichtet zu werden, und sie im letzten Satz als Teilnehmerin eines Hexensabbats wiedertrifft. Die Geliebte wird durch ein musikalisches Motiv, die „idée fixe“ verkörpert, das in veränderter Gestalt in allen Sätzen auftaucht: im zweiten tanzt es Walzer, im fünften hämisch und sarkastisch mit den Hexen auf dem Sabbat.

    Auch nach der Uraufführung im Jahre 1830 arbeitete Berlioz weiter an seiner Sinfonie und nahm zahlreiche Revisionen vor. Die fügte er dadurch ein, dass er die jeweiligen Stimmen und Takte mit Papierstreifen überklebte.

    Die Faksimile-Ausgabe des Autographs aus dem Bärenreiter-Verlag ist ein Buch von gewaltigen Ausmaßen, das zunächst einmal durch seine Schönheit besticht. Es ist aufwändig und sorgfältig hergestellt, die Papierqualität und das Druckbild sind hervorragend. Der verlegerische Mut, eine solche Ausgabe herauszubringen, und die editorische und herstellerische Leistung sind bewundernswert. Die Bearbeitungen und Revisionen Berlioz’ kann der Leser der Faksimile-Ausgabe wunderbar nachvollziehen: Berlioz’ eingeklebte Korrekturen sind als aufklappbare Papierstreifen realisiert. So ist es möglich, Originalfassung und Veränderung zu vergleichen. Die buchbinderische Arbeit ist nur von Hand zu leisten und in dieser Qualität herausragend. Es braucht viel Wissen, eine lückenlose Qualitässicherung sowie verlegerischen Mut, um ein solches Projekt umsetzen zu können. Fast scheint es überflüssig, den vorbildliche Typografie, das Papier, die Qualität des Drucks etc. zu loben. Die Jury will es dennoch tun, denn ohne die vielen guten Details wäre das Ganze nichts.

    Abgerundet wird die Ausgabe durch lesenswerte und informative Erläuterungen Hugh Macdonalds, des Herausgebers der neuen Berlioz-Ausgabe.


     

    Begründung der Jury

    Die hervorragende Wiedergabe eines der wichtigsten Opernwerke des 19. Jahrhunderts überzeugt durch die großzügige Ausstattung und die vorbildliche Reproduktion des Originals. Neben der Gesamtpartitur enthält die Ausgabe den autographen Konzertschluss des Vorspiels sowie drei Blätter, die Wagner während der Niederschrift aussonderte und für Skizzen weiterverwendete. Ein Muss für jeden Wagnerianer, nachdem das lang verschollene Autograph endlich wieder zugänglich ist.


    Ludwig van Beethoven
    Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125

    Faksimile der autographen Partitur in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, dem Beethoven-Haus Bonn und der Bibliothèque nationale de France
    BVK02169

    vergriffen

    Begründung der Jury

    Mit diesem Faksimile der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven hat der Verlag eine Publikation herausgebracht, die der Besonderheit des Werkes voll gerecht wird und die Lektüre zu einem Genuss macht. Die Ausstattung lässt keine Wünsche offen. Hervorzuheben sind neben der hervorragenden Qualität von Einband, Bindung und Papier v.a. die vorbildliche Wiedergabe des Autographs sowie kompliziert herzustellende Details, wie z.B. die Öffnung einer überklebten Korrektur.


    Bach, Johann Sebastian
    Messe in h-Moll BWV 232

    Faksimile der autographen Partitur
    BVK1911

    vergriffen

    Begründung der Jury

    Die an sich schon schwierige Wiedergabe der Bach-Faksimiles sind hier ausgezeichnet gelungen. Der Preis gilt vor allem der Leistung, eines der Standardwerke der abendländischen Musikkultur in seiner Originalform der Nachwelt dauerhaft zu erhalten.


    Mozart, Wolfgang Amadeus
    Sinfonie in C KV 551 „Jupiter“

    Faksimile der autographen Partitur
    BVK 1824

    vergriffen

    Begründung der Jury

    Das Faksimile zeichnet sich durch eine herausragende grafische Qualität aus – ein bibliophiler Band mit einem ausgezeichneten Kommentar.


    Johann Jacob Froberger
    Toccaten, Suiten, Lamenti

    Handschrift SA 4450 der Sing-Akademie zu Berlin. Faksimile und Übertragung
    BVK01783

    vergriffen

    Begründung der Jury

    Das Faksimile einer zeitgenössischen Abschrift wird ergänzt durch die Übertragung für die Praxis mit Vorwort und kritischem Bericht (dt., engl.). Diese Veröffentlichung erfüllt auch herstellungsseitig alle Ansprüche an eine vorbildliche Edition.

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    Begründung der Jury

    Die Gestaltung des Buches ist pragmatisch und abwechslungsreich. Deutscher und englischer Text mit vielen Notationen sind übersichtlich arrangiert und für die Praxis gut portioniert. Ergänzt wird das Buch durch im Internet verfügbare Hörbeispiele, die in einer sehr guten Oberfläche gezeigt werden.


     

    Begründung der Jury:

    Unter diesem eher nüchtern-sachlichen Titel könnte man eine musikwissenschaftliche Abhandlung über Requiemvertonungen erwarten. Dem vielfach preisgekrönten Musikwissenschaftler und Dirigenten Peter Gülke aber gelingt es, in 54 Kapiteln die abendländische Musikgeschichte unter vielfältigsten Aspekten des Themas „Abschied“ zu durchschreiten und gleichzeitig ein sehr persönliches Buch zu schreiben: In fünf eingeschobenen „Selbstgesprächen“ reflektiert er den Abschied von seiner verstorbenen Frau nach einem langen, gemeinsamen Leben.

    Besonders beeindruckte die Jury, dass auf diese Weise ein Buch entstanden ist, dessen tiefsinnige Überlegungen von allgemeinem, oft über die Musik hinausgehendem Interesse sind. Trotz der anspruchsvollen Sprache wendet es sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern vielmehr an alle, die bereit sind, sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen. Die einzelnen Kapitel können dabei mit großem Gewinn auch separat gelesen werden.


    Die Musik in Geschichte und Gegenwart
    Allgemeine Enzyklopädie der Musik
    29 Bände in zwei Teilen inkl. Supplement
    Ausgezeichnet mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2009

    Die Musik in Geschichte und Gegenwart
    Der Sachteil

    Lexikon, CD-ROM – Leinen
    GBR01100

    Begründung der Jury

    Mit dem letzten Band wurde eine gigantische wissenschaftliche enzyklopädische Leistung beendet. Es ist ein Standardwerk für lange Zeit. Neben der inhaltlichen Leistung ist auch die Zusammenarbeit mit Typographen wie Brigitte und Hans Peter Willberg besonders lobenswert.


     

    Begründung der Jury

    Das vorliegende mehrbändige Werk zeigt einen innovativen und zugleich individuellen Ansatz des Opernführers, der durch höchste Kompetenz, gewaltige persönliche Leistung und hervorragende Lesbarkeit überzeugt.


     

    Begründung der Jury

    Das Handbuch ist ein grundlegendes Werk über die Spieltechnik; hervorzuheben ist u.a. der interessante Satzspiegel.


    Ehrmann-Herfort, Sabine / Finscher, Ludwig / Schubert, Giselher
    Europäische Musikgeschichte

    BVK2024
    vergriffen



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    Begründung der Jury

    Die Gesamtausgabe eines der größten Kirchenmusikopera der abendländischen Musik überzeugt durch die wissenschaftliche und praktische Qualität. Das Interesse für eine wissenschaftliche Aufarbeitung ist groß und daher die vorliegende Gesamtausgabe lobenswert.


    Bach, Johann Sebastian
    Sämtliche Kantaten

    19 Bände im Schuber
    Studienpartitur, Sammelband, Urtextausgabe – Kartoniert

    vergriffen

    Begründung der Jury

    Eine einmalige Zusammenstellung der sieben großen Opern Mozarts in einer hohen editorischen Qualität.

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    Begründung der Jury

    Der jüdische tschechische Pianist und Komponist Gideon Klein, ein musikalisches „Wunderkind“, war erst 25 Jahre alt, als er kurz vor der Befreiung durch die Alliierten 1945 im KZ Fürstengrube, einer Außenstelle des KZ Auschwitz, ums Leben kam. Als Höhepunkt seines Werkes gilt die noch im KZ Theresienstadt, wohin Klein 1941 deportiert wurde, entstandene dreisätzige Sonate für Klavier von 1943. Sie zeigt Einflüsse von Skrjabin bis Schönberg, lässt aber auch einen ganz eigenen, sehr ausdrucksstarken Stil erkennen.

    Bärenreiter veröffentlicht diese Sonate nun nicht nur in einer mustergültigen Urtext-Ausgabe mit dreisprachigem ausführlichen Vorwort, Faksimile-Blatt und Kritischem Bericht, sondern fügt auch die Erstveröffentlichung des melancholischen Melodrams „Landschaft“ hinzu. Es entstand im Juli 1939 kurz nach Kleins Konservatoriumsabschluss und steht bereits unter dem Eindruck der wachsenden Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten, die ihm sowohl eine akademische musikalische Ausbildung als auch die Ausübung seines Berufes verwehrten.

    Notensatz, Satz, Typographie und Ausstattung des Heftes sind von hervorragender Qualität.


     

    Begründung der Jury

    Mit den Sammlungen „Fiori musicali“ und „Aggiunta“, einem reichen Kompendium des späten Frescobaldi, komplettiert der Bärenreiter-Verlag seine neue fünfbändige Wissenschaftliche Frescobaldi-Edition. Dem renommierten Spezialisten Christopher Stembridge gelingt es, eine für professionelle Musiker und Musikwissenschaftler, aber auch für interessierte Laien mustergültige Ausgabe zu erstellen. Sie enthält neben einem ansprechenden Notenteil, der sich auch optisch an den Quellen orientiert, Faksimile-Seiten, Abbildungen der liturgischen Melodiemuster zum Verständnis von Frescobaldis Vorlagen, ein ausführliches Vorwort zur Entstehungsgeschichte, differenzierten Hinweisen zur Aufführungspraxis und einem Kritischen Bericht, der etliche Korrekturen gegenüber früheren Ausgaben begründet.

    Typografisch wunderbar und gestalterisch ein Genuss, ist dieses Werk der Jury besonders aufgefallen. Texte wie Noten sind sehr schön gesetzt. Format, Papier, Druck lassen nichts zu wünschen übrig.


     

    Begründung der Jury

    Tschechische Musik vom Beginn des 20. Jahrhunderts wird heute vor allem mit Leoš Janácek und Bohuslav Martinu identifiziert. Aber es gab in der tschechischen Orchestermusik auch eine Linie, in der die Tonsprache von Smetana und Bruckner mit den harmonischen und klanglichen Neuerungen eines Gustav Mahler verschmolzen wurde. Das bedeutendste Werk dieser spätromantischen Richtung ist Josef Suks Zweite Sinfonie op. 27 mit dem düster raunenden Beinamen „Asrael“. Suk (1874–1935) hatte gleich zwei traurige Ursachen, den Todesengel der christlichen, jüdischen und islamischen Religion aufs Titelblatt zu setzen, denn gut ein Jahr nach dem Tod seines Schwiegervaters Antonín Dvorák im Mai 1904 starb die Gattin Otilie, eine Tochter von Dvorák, an einer Herzkrankheit. Es ist der Charakter eines doppelten Requiems in fünf Sätzen, der das Publikum der Prager Uraufführung 1907 beeindruckte ? aber auch Kollegen wie Vítezslav Novák, der den tragischen Ton und die expressive Schärfe der Sinfonie jenseits aller folkloristischen Anklänge als Geburtsstunde der modernen tschechischen Sinfonie empfand.

    1907 erschienen bei Breitkopf & Härtel Partitur und Orchesterstimmen – seitdem gab es keine Neuausgabe, die den Zustand des Notentextes wissenschaftlich-kritisch hinterfragt hätte. Jonáš Hájek, Lektoratsleiter bei Bärenreiter Praha (und ein produktiver Lyriker), hat jetzt die Quellen der „Asrael“-Sinfonie überprüft, etliche Unstimmigkeiten in der gedruckten Partitur, vor allem in Dynamik und Artikulation, entdeckt und außerdem die Stimmen für ein fünftes und sechstes Horn ad libitum eingefügt, die Suk 1921 auf Wunsch des Dirigenten Václav Talich hinzugefügt hatte. Damit ist erstmals eine verlässliche, außerdem sehr lesbare und übersichtliche Ausgabe mit dreisprachigem Vorwort entstanden, die das zentrale tschechische Orchesterwerk vor dem Ersten Weltkrieg den Konzertsälen der Welt empfiehlt.


     

    Begründung der Jury

    Im Jahr 2012 starb mit 83 Jahren in Amsterdam Gustav Leonhardt, ein Pionier der Wiedererkundung barocker Tastenmusik und, als Chef des Leonhardt Consorts, auch ein Dirigent mit weiter Ausstrahlung. Seit dem Cembalo- und Orgelstudium bei Eduard Müller in Basel stand Johann Sebastian Bach im Zentrum von Leonhardts Interesse; spätestens nach der Einspielung der Goldberg-Variationen und der Kunst der Fuge auf dem Cembalo von 1953 galt das kraftvolle und wohlkalkulierte Bach-Spiel des Niederländers als Referenz für jeden, der sich mit der Tastenmusik des 17. und 18. Jahrhunderts beschäftigte. Als Musikforscher hat sich Leonhardt kritisch mit den Quellen von Bachs Musik auseinandergesetzt. Aber er hat nicht nur versucht, einen vermutlichen „Originalklang“ zu erreichen, sondern auch Rolle und Funktion der Interpreten zur Bachzeit studiert – dazu gehörte die Wahl des Instruments und der Spielpraxis genauso wie das Arrangement eigener und fremder Musik für den aktuellen Aufführungsapparat.

    Zwischen 1975 und 1978 hat Leonhardt für eigene Konzertauftritte mehrere Solowerke von Johann Sebastian Bach fürs Cembalo umgeschrieben. Darunter waren die Sonaten und Partiten für Violine solo – mit Ausnahme von BWV 1003, die bereits in einer Bearbeitung des 18. Jahrhunderts (von Bach?) in der Neuen Bach-Ausgabe vorliegt –, drei Suiten für Violoncello solo und zwei Einzelsätze aus der Flötenpartita BWV 1013 und der Lautensuite BWV 997. Leonhardt selbst hat die meisten dieser Arrangements in den siebziger Jahren eingespielt – und man hört schon den Aufnahmen an, wie raffiniert und idiomatisch er die technischen und klanglichen Eigenheiten der Streicher auf dem Cembalo klingen lässt. Selbst die vielfach bearbeitete Chaconne aus der d-Moll-Partita (Leonhardt hat sie wie die meisten Werke transponiert, in diesem Fall nach g-Moll) wirkt in seiner Version frisch, brillant und keineswegs überladen.

    Auf Initiative von Leonhardts Witwe Marie und der Tochter Saskia hat Siebe Henstra, ein Schüler des Meisters, die Bearbeitungen erstmals nach den Handschriften herausgegeben (zum Vergleich sind manche Blätter im Faksimile abgedruckt). Auch wenn Leonhardt selbst das immer bescheiden abgelehnt hat: Die Perfektion der „Verwandlung“ ist erstaunlich und in keiner Weise bevormundend, die Arrangements sind ein Ergebnis jahrzehntelanger Praxis und Bach-Vertrautheit, der Druck der Ausgabe ist vorbildlich. Ein faszinierender Blick in die „Küche“ eines großen Interpreten – und eine Bereicherung für das Repertoire von Professionellen und Studierenden auf dem Cembalo.


     

    Begründung der Jury

    Mit dem Erscheinen des 7. Bandes („Loben und Danken“ bis „Sterben und Ewiges Leben“) findet diese im Jahre 2008 begonnene Edition ihren Abschluss. Sie konnte die Jury in mehrfacher Hinsicht überzeugen:

    Zum einen durch die lobenswerte Zielsetzung, nebenberuflichen Organisten leichte bis mittelschwere Choralvorspiele samt Begleitsätzen zu den wichtigsten Liedern des Evangelischen Gesangbuches zur Verfügung zu stellen, die durch ihre Notation auf zwei Systemen auch auf einmanualigen Orgeln realisiert werden können.

    Auch die Qualität der Kompositionen überzeugt. Die Vorspiele der beiden Komponisten erscheinen durchweg so charmant und originell, dass sie sich inzwischen auch der Wertschätzung hauptamtlicher Kirchenmusiker erfreuen und Ideen zum eigenen Improvisieren geben können.

    Weiter positiv zu bewerten ist die äußere Form: Die Jury begrüßt die Aufteilung der Inhalte in sieben handliche, transportfreundliche Hefte im Querformat, die funktionale Ausstattung mit leichtem und schmutzresistenten Umschlagkarton und das gut lesbare Druckbild.


     

    Begründung der Jury

    Der französische Musikwissenschaftler Denis Herlin, der das Cembalospiel bei Tastenlegenden wie Kenneth Gilbert und Huguette Dreyfus lernte, hat hier einen Klassiker der Cembaloliteratur noch einmal vorbildlich ediert. Der erste Band von François Couperins „Pièces de clavecin“ wurde schon von den Zeitgenossen des Jahres 1713 als Reform einer Gattung verstanden, die sich vorher meist an der Tanzmusik orientierte. Couperin dagegen vertraute dem Instrument ganz freie Formen in der Nähe des Charakterstücks an und versah sie mit poetischen, bis heute nicht restlos zu entschlüsselnden Titeln (das beigefügte Glossar versucht sein Bestes). Im ausführlichen Vorwort, dem man neben der französischen und englischen auch eine deutsche Version gewünscht hätte, erläuert Herlin Entstehungsumstände, Struktur, Ornamentierung und berührt auch die Instrumentenfrage. Der Notensatz ist von entzückender Klarheit, wenn auch zuweilen raumsparend eng gehalten. Welche Sorgfalt schon Couperin auf den Stich seiner „Pièces de clavecin“ legte, bezeugen die eingestreuten Faksimiles des Erstdrucks, die dieser Ausgabe einen bibliophilen Touch verleihen.


     

    Begründung der Jury

    Die Sammlung wichtiger zeitgenössischer Klaviermusik des 20. Jahrhunderts wird im modernen Gewand präsentiert. Begrüßenswert ist zudem der Mut, durch eine neue Covergestaltung vom traditionellen Verlagsimage abzuweichen, und dadurch mit dieser klaren editorischen Ausgabe junge Käuferschichten anzusprechen.


     

     

    Begründung der Jury

    Mit dieser Publikation unterstützt der Verlag aktiv die Verbreitung des Repertoires des Komponisten. Werke französischer Komponisten sind für Musizierende in Deutschland leider zum größten Teil nur als teure Importe verfügbar. Höchste Zeit daher, dass deutsche Musikverlage nun beginnen, diese Lücke zu füllen. Daher ist die vorliegende Ausgabe als sehr innovativ anzusehen und den Musikeditionspreis 2007 wert.


     

    Begründung der Jury

    Eine vorbildliche praktische Ausgabe, die mit einem ausführlichen wissenschaftlichen Kommentar ausgestattet ist.


     




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    Begründung der Jury

    Bislang entsprachen die Klavierauszüge des Verlages nicht dem hohen Anspruch der restlichen NMA. Mit der vorliegenden Ausgabe wird dieser Mangel behoben. Nun liegt ein Auszug vor, der sowohl qualitativ als auch in der Praxis der Korrepetition zur NMA passt.



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    Begründung der Jury

    In regelmäßigen Abständen von fünf bis acht Jahren komponiert der aus Schaffhausen stammende und vor Urzeiten nach Wien emigrierte Beat Furrer fürs Musiktheater. Dabei probiert er immer wieder neue raumzeitliche Konstellationen und Erzählweisen aus, die musikalisch sehr explizit ausfallen, während  sie der Inszenierung kreativen Freiraum gibt.

    Seine jüngste Oper La bianca notte/Die helle Nacht wurde im Mai 2015 an der Hamburgischen Staatsoper in der Regie von Ramin Gray uraufgeführt,  womit die Dirigentin Simone Young ihre zehnjährige Intendanz in Hamburg abschloss.

    Das italienische Libretto von La bianca notte basiert auf Texten des italienischen Lyrikers Dino Campana, den Furrer als Zerrissenen zwischen dem Flirt mit dem Futurismus und seiner psychischen Labilität (Campana endete 1932 in einer Nervenklinik) ins Zentrum einer Künstleroper von etwa 90 Minuten Aufführungsdauer stellt. Der Bärenreiter-Verlag hat die konventionell notierte Partitur, die vor allem mit Übergängen zwischen Sprech- und  Gesangsstimme experimentiert, in einem eleganten, vorbildlich übersichtlichen und lesbaren Hochformat publiziert; der Klavierauszug prangt durch seine  kompakte, praktikable Erscheinung.


     

    Begründung der Jury

    Die Sammlung wichtiger zeitgenössischer Klaviermusik des 20. Jahrhunderts wird im modernen Gewand präsentiert. Begrüßenswert ist zudem der Mut, durch eine neue Covergestaltung vom traditionellen Verlagsimage abzuweichen, und dadurch mit dieser klaren editorischen Ausgabe junge Käuferschichten anzusprechen.


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    Begründung der Jury

    Am Ende seines ersten längeren Aufenthaltes in Amerika komponierte Antonin Dvorak 1894 die „Biblischen Lieder“, die nicht nur als Höhepunkt seines Schaffens für Klavier und Solostimme gelten, sondern bis dahin in ihrer Gattung auch singulär waren. Mit seiner neuen Urtextedition nach der Simrockschen Erstausgabe von 1895 legt der Bärenreiter-Verlag nun eine beispielhafte Edition vor: Eingeleitet von einem höchst informativen Vorwort von David R. Beveridge verwendet die Ausgabe zusätzlich zum Notensystem mit der tschechischen Originalfassung ein selbständiges (etwas kleiner gedrucktes) System für die veränderte Notation der deutschen und englischen Fassung. Diese Lösung, die der Deklamation der Sprache am besten entspricht, wurde von Dvorak selbst autorisiert. Eine so übersichtliche Notationsweise würde man sich auch für viele mehrsprachige Liededitionen wünschen!

    Gestalterisch bewegen sich die Bärenreiter Urtext-Ausgaben auf Lehrbuch-Niveau: Sie sind typografisch bis ins letzte Detail fein und im Satz immer hervorragend lesbar. Mit Papier, Bindung und Druckqualität ergeben sich Hefte, die gerne in die Hand genommen werden.

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