Das Buch „Vorhang auf?“ von Anselm Gerhard ist von den Kritikern der Zeitschrift „Opernwelt“ zum Buch des Jahres gewählt worden.
In seinem Buch „Vorhang auf?“ (Bärenreiter/Metzler, 139 Seiten, € 29,99) widmet sich der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard der Ouvertüre als Vorspiel zu einem Opernwerk. Sie gehört zur Oper wie der Spitzenton in der höchsten Sopran- oder Tenorlage. Sollte man meinen. Dabei beginnt längst nicht jede Oper mit einer Ouvertüre. Nicht nur in Verdis „Rigoletto“ oder Bizets „Carmen“ ist das Eröffnungsstück zu einem kurzen Vorspiel geschrumpft. Umfangreiche Ouvertüren wie zu Beethovens „Fidelio“, Webers „Freischütz“ oder Rossinis „Guillaume Tell“ erwiesen sich schon bald als Auslaufmodell.
In dem historischen Überblick geht es vor allem um den Zusammenhang zwischen musikalischer Einleitung und Bühnenhandlung. Im Brennpunkt stehen – neben „typischen“ Ouvertüren aus vier Jahrhunderten Operngeschichte – charakteristische „Ausnahmen“ wie zum Beispiel die Vorspiele zu Wagners Musikdramen, der Prolog zu Leoncavallos „Pagliacci“ oder das Instrumentalstück für zwölf Autohupen am Beginn von Ligetis „Le grand macabre“. Schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es Versuche, das Eröffnungsstück dramaturgisch mit der Oper zu verknüpfen. Rameau und viele andere Komponisten sahen pantomimische Aktionen bei geöffnetem Vorhang vor – lange bevor „moderne“ Opernregie solcherlei traditionellen Ouvertüren hinzuerfinden sollte.

